Führung – Zerren oder Tanzen

An was misst sich gute Führung, welches Kriterien stehen für Führungsqualität?

Zunächst drei Beispiele:

Eseltreiber. Wenn es dem „Eseltreiber” gelingt Art, Dauer und Richtung der Bewegung zu bestimmen ist der Esel „führig”. Meistens braucht es, um das Ziel zu erreichen, Strick, Karotte und Gerte. Kompetenz kann durch die Stärke des Arms und die Schwäche des Esels kompensiert werden.
Dressurreiter. Art, Dauer und Richtung der Bewegung werden durch kaum wahrnehmbare Hilfen koordiniert. Reiter und Pferd scheinen als Einheit. Und doch gibt es keine gleiche Augenhöhe, keine „ebene” Kommunikation. Der Reiter ist der Kopf, das Pferd die Kraft. Das Pferd reagiert, der Reiter agiert.
Tänzer. Auch hier misst sich die Qualität an Art, Dauer und Richtung der Bewegung. Aber wichtige Punkte kommen dazu: Leichtigkeit, Harmonie, Balance, Ausdruck, Freude, Eigenmotivation, Schönheit. Dazu braucht es Training, Begabung, Gefühl und Einfühlungsvermögen auf den anderen.

Bezug zur Personalentwicklung:

(Personal)führung bewegt sich meistens zwischen den Polen eines hierachischen und eines diskutiven Führungsstils. Problem des hierachischen Prinzips ist oft der Kräfteverschleiß durch Widerstand und die fehlende Eigenverantwortung. Problem des diskutiven Führungsstils ist häufig die Ineffizienz und ebenfalls ein schleichender Kräfteschwund durch weichgespülte Polarität.
Eine tänzerische Führungskultur ist selten. Vielleicht auch deshalb, weil Tanz Tänzer braucht. Menschen, die sich nicht nur mit dem Verstand, sondern sich komplett einbringen – mit ihren Gefühlen, ihrer Seele, ihrer Körperlichkeit. Menschen, die Führung übernehmen und sich führen lassen. Menschen, die sowohl geben als nehmen. Menschen die sowohl groß- als auch klein sein können. Eine Führungskultur, die vor allem auf Fakten, Funktionalität und Vorwärts setzt, kann nur bis an die nächste Wand tanzen. Oder vielleicht sollte man auch besser von einer Managementkultur sprechen. Denn gutes Management bedeutet Abläufe professionell und zielführend zu organisieren. Führung dagegen bedeutet, Menschen zu bewegen und sich zugleich als Teil des Systems zu sehen und einzubringen.

Fazit:

Ich persönlich finde: Zuviel Pflicht und zuwenig Kür ist auf die Dauer demotivierend und unattraktiv. Ab dem Zeitpunkt, wo die Menschen „aussteigen”, die „Befindlichkeit” in die Knie geht, weil elemtare Bedürfnisse vernachlässigt werden, wird die Entwicklung auch wirtschaftlich ungesund.
Was wäre, wenn immer mehr Macher tanzen und Traumtänzer lernen würden fest zu stehen ? Was wäre, wenn mehr Menschen Mut zu einer fairen Auseinandersetzung mit klarem Ende hätten, statt im Dauerclinch auf zweifelhafte Punktsiege zu hoffen. Was wäre, wenn jeder zunächst bei sich, statt bei den anderen nach Lösungen zu suchen beginnen würde…

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